31
In der Serie „Lieblingsbilder“ möchte ich euch meine schönsten Fotos vorstellen, mit denen ich auch oft emotionale Momente verbinde. Ich lade sie zu kurzen visuellen Reisen in die Nähe und in die Ferne ein. Ich möchte euch etwas über die Orte berichten und auch wie die Fotos entstanden sind- mit praktischen Tipps zur besten Aufnahmezeit und Fototechnik.
Fast jeder hat bestimmte „Bilder im Kopf“, wenn er an Schweden denkt. Für mich waren es auch immer die roten „Schwedenhäuser“. Als Schwedenhaus bezeichnet man Holzhäuser, die typischerweise in auffälligen Farben, insbesondere in Falun-Rot oder Gutsherren-Gelb gestrichen sind. Die Tür- und Fensterrahmen sind weiß gestrichen. Warum aber genau dieses Rot? Das hat historische Gründe: Aus einem Abfallprodukt des Kupferbergbaus wurde das Pigment Falun-Rot gewonnen. Ab dem 16. Jahrhundert wurde es für den Außenanstrich der Holzhäuser genutzt. Die Farbe erinnerte Backsteinbauten im damals wohlhabenderen Mitteleuropa. Häuser aus Backsteinen konnten sich früher in Schweden nur sehr reiche Leute leisten. Der Farbanstrich sollte die Holzhäuser optisch aufwerten.
Holzhäuser sind grundsätzlich pflegeintensiv. Nach ca. 5-7 Jahren ist ein neuer Anstrich fällig. Die besondere chemische Zusammensetzung der Falun-Rot-Farbe lässt sich sowohl auf unbehandeltem wie auch auf schon verwittertem Holz auftragen. Andere Farben und Lasuren werden von verwittertem Holz stark aufgesogen, weshalb man öfter nachstreichen musste. Mit Falun-Rot zu streichen sparte also auf Dauer Kosten bei der Renovierung.
Die farbenfrohen Holzhäuser erfreuen sich auch heute noch in Schweden ungebrochener Beliebtheit auch bei Neubauten. Ich freue mich immer, wenn sich solche Traditionen erhalten. Sie machen schließlich die große Vielfalt Europas aus, die wir alle mögen.
Wie ist das Bild entstanden?
Als die die Reise nach Mittelschweden (Stockholm und die Schäreninseln) vorbereitete und nach einer Unterkunft recherchierte stieß ich auf dieses kleine idyllische Schwedenhaus, das man mieten konnte! Das begeisterte mich sofort. Da das Haus zwar etwas abgelegen auf dem Land aber auch guter Entfernung zu Stockholm, Schloss Drottingholm und den Schären lag, wurde es zum Stützpunkt für meine Frau und mich auf unserer Schweden-Reise. Ich fand es ausgesprochen inspirierend „im Motiv“ zu wohnen. Das hatte natürlich auch die praktischen Vorteile, dass ich das hübsche kleine Haus in der idyllischen Frühsommerlandschaft zu jeder Tageszeit optimal fotografieren konnte.
Das Bild entstand am Vormittag eines schönen Sommertages mit blauem Himmel und weißen Wolken. Ich wollte die idyllische Atmosphäre einfangen. Für das Bild platzierte ich das Haus am linken Bildrand, so dass genug Platz für Bäume am Haus und die schöne ländliche Umgebung blieb. Die Haustür steht einladend offen, die kleine Sitzgruppe davor wartet nur darauf, dass man seinen Morgen-Kaffee oder Tee hier genießt. So wirkt das Bild auch ohne Menschen „lebendig“. Das war mir hier wichtig.
Technisch stellt das Bild keine besonderen Herausforderungen dar, die Aufgabe war es das Motiv zu entdecken. Mein Fotografen-Tipp bei diesem Bild lautet: Im Motiv wohnen. Das geht auch hervorragend in historischen Dörfern, Altstädten oder in Nationalparks.
Das Bild gefiel übrigens nicht nur mir. Es wurde das Cover des 2019er Harenberg-Sehnsuchtkalenders Schweden. So wanderte die kleine Bullerbü-Idylle als Botschafter Schwedens in viele Haushalte.
Weitere Bilder dieser Serie:
Technische Daten:
Blende: 10,0
Verschlusszeit: 1/50 sek.
Kamera: Canon EOS 5D Mark II
Objektiv: Tamron Weitwinkelobjektiv 24-70 (bei 24 mm)
Datum: 13.06.
Uhrzeit: 13:40 Uhr
Koordinaten:
Adresse: Jädravägen, Bro, Provinz Stockholms Iän, Schweden