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Geht es Ihnen auch so. Nach dem langen Winter sehnen wir den Frühling herbei und können es gar nicht erwarten, die ersten Frühlingboten zu sehen. Hier sind sie: Für den Waldbilder-Shop “Alles Grün” habe ich für Sie die schönsten Naturbilder und Designs zusammengestellt – natürlich alle in Grün.
Die Hoffnung ist Grün? Genau. Grün ist auch die Farbe der Pflanzen, fast alles was wächst und gedeiht ist grün. Mit Grün verbinden wir somit vor allem Frühling, Natur und Wachstum. Grün steht traditionell aber auch für Heilung, Regeneration und Gleichgewicht. Psychologisch gesehen beruhigen uns grüne Farbtöne und wirken auf uns harmonisch und ausgleichend. Nach der fernöstlichen Feng-Shui-Lehre ist Grün die Anti-Stress-Farbe.
Das helle Grün der ausgedehnten Taunus-Buchenwälder im Frühling ist jedes Jahr einfach wunderschön. Ich freue mich schon jetzt auf die Tage Anfang April, wenn die Bäume wieder in ihrer leuchtend hellgrünen Farbe erstrahlen. Es wirkt fast als hätten sie sich abgesprochen nach Monaten der Winterruhe quasi über Nacht gemeinsam den Frühling zu starten. Alles ist so gesund, frisch und stotzt vor Wachstumsfreude. Haben Sie sich die jungen Buchenblätter mal genau angesehen? Sie haben ganz zarte Härchen am Blattrand, die in der Sonne glitzern.
Was würden uns Bäume sagen, wenn Sie sprechen könnten? Diese Frage hat sich meine Frau Enikö gestellt und diese schönen Collagen als Serie “Die Weisheit der Bäume” gestaltet. Der Ginko ist der einzige Baum seiner Gattung auf der Welt. Er ist weder Nadel- noch Laubbaum. Bestimmt würde er uns daran erinnern, dass auch wir – jeder von uns – einzigartige Geschöpfe sind.
Die richtige Wahl bei der Farbgestaltung für die heimische Dekoration ist ein essenzieller Faktor, damit Sie sich zuhause richtig wohl fühlen. Hellgrüne Farbtöne eignen sich so z. B. hervorragend für das Arbeitszimmer, da sie die Ausgeglichenheit während der Arbeitszeit fördern, aber gleichzeitig eine anregende Wirkung haben. Für das Wohnzimmer sind etwas dunklere Grüntöne ideal, da diese ruhiger und weniger aufregend wirken.
Faszinierend finde ich immer wieder welche Formenvielfalt, die Natur hervorbringt. Schwung und Harmonie strahlen diese Pflanzen aus – und dabei ist nichts Selbstzweck. Jeder Bauplan der Natur hat ein ausgereiftes Ziel, welches der Pflanze beim Überleben hilft. Sei es, Wasser optimal zu sammeln und zu verteilen oder sich mit Stacheln gegen Fressfeinde zu schützen. Manche Formen sorgen für besondere Stabilität, andere für Winddurchlässigkeit und Flexibilität. Sehen Sie sich doch einmal die Pflanzen genau an und entdecken das Konzept hinter jeder Form.
Große, alte Bäume sind immer eine Augenweide. Sie strahlen so viel Kraft und Würde aus, wie diese mächtige Robinie im Park von Castle Combe Manor House in Wiltshire, England. Und natürlich auch ist hier wieder alles Grün.
Lassen Sie sich inspirieren und bringen Sie den Frühling in ihre vier Wände. Hier geht’s zum Wandbilder-Shop “Alles Grün”.
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Sind sie auch, wie ich fasziniert von historischen schwarz-weiß Fotografien? Ich bin begeistert von der Intensität dieser alten Bilder. Mag auch die technische Qualität im Vergleich zu heute anders sein, lassen sie uns doch durch ihre Authentizität in eine Zeit zurückblicken, die wir uns heute kaum noch vorstellen können.
Durch Zufall bin ich auf die Bilder einer Autowettfahrt aus dem Jahre 1908 gestoßen. Aus den Archiven der amerikanischen „Library of Congress“ wurden kürzlich diese Fotos digital veröffentlicht. Die Rohdaten der Bilder sind aufgrund Ihres Alters mittlerweile „Public Domain“, sie unterliegen keinem Copyright. Als ich mir diese faszinierenden Bilder ansah und ihre Geschichte dahinter recherchierte, hatte ich spontan die Idee für mein neues Projekt:
Ich wollte diese Bild-Schätze wieder zurück an das Licht der Öffentlichkeit bringen.
20 Bilder habe ich behutsam digital restauriert, wobei ich den beschädigten Zustand teilweise auch bewusst belassen habe, da er natürlich zur Echtheit und zum Charme der Bilder gehört. Die 12 besten Bilder sind 2020 erstmals gedruckt als Kalender erschienen „The Great Car Race New York to Paris 1908“ – 112 Jahre nach ihrer Entstehung.
Was aber war dieses besondere Autorennen zu Beginn des 20 Jahrhunderts? Hier ist die Geschichte zu den Bildern:
1908 – vor mehr als hundert Jahren stecken sowohl das Automobil als auch die Fotografie noch in den Kinderschuhen. Zu Beginn des 20. Jahrhundert war das Automobil eine junge Technologie mit keiner der Infrastrukturen, die wir heute als selbstverständlich ansehen: befestigte Straßen, Straßenkarten, Ampeln, Tankstellen, Parkplätze oder gar Navigations-Systeme. Im Straßenbild der Städte waren Autos gegenüber Kutschen und Fuhrwerken in der Minderheit.
In diesem Umfeld startete eine Wettfahrt, welche die damalige Welt kaum für möglich gehalten hatte: Von New York über Chicago, San Francisco, Seattle, Alaska, Russland, Berlin bis nach Paris. Am 12. Februar 1908 drängten sich insgesamt siebzehn Männer – Fahrer, Mechaniker und Journalisten – bei Schneegestöber in Manhattan in die sechs startenden Autos. Teams aus den USA, Frankreich, Italien und Deutschland traten an, darunter internationale Abenteurer und schillernde Personen.
Sirtori und Scarfoglio, Italien – Das Automobil Züst
Emilio Sirtori, der Fahrer des italienischen Züst, nahm den 21-jährigen Journalisten und Dichter Antonio Scarfoglio mit, der gedroht hatte, ein Motorboot über den Atlantik zu steuern, wenn sein Vater ihn nicht ins Rennen gehen ließe. Sein Vater, ein prominenter Zeitungsredakteur in Neapel, gab daraufhin nach. Damit war er bereits vor dem Start ein sofortiger Held für die sechshunderttausend italienischen Einwanderer in New York.
G. Bourcier de St. Chaffray, Frankreich – Das Automobil De Dion 4-Zylinder
Ein aristokratischer 36-jähriger Franzose fuhr den de Dion. St. Chaffray taufte sich selbst zum Generalkommissar des Rennens und beanspruchte die Verantwortung für die Kartierung der Rennstrecke – eine Behauptung, die heftig umstritten war. St. Chaffray spezialisierte sich auf die Organisation seltsamer Veranstaltungen, darunter ein Motorbootrennen von Marseille nach Algier, bei dem jedes einzelne Boot im Mittelmeer unterging. Er wird später alles tun, um das große Auto-Rennen zu gewinnen – einschließlich des Aufkaufs des gesamten Benzins in Wladiwostock. Sein Kapitän war Hans Hendrick Hansen, ein draufgängerischer Norweger, der behauptete, ein Wikingerschiff allein zum Nordpol gesegelt zu haben.
Leutnant Hans von Köppen, Deutschland – Das Automobil Protos
Im Alter von 31 Jahren wurde Hans von Köppen von der 15. Preußischen Infanterie beurlaubt, um mit dem deutschen Protos-Automobil das große Rennen von New York nach Paris zu fahren. Er war noch nie in Sibirien gewesen, aber er wusste, was ihn dort erwartete, da er jedes erdenkliche Buch zu dieses Thema gelesen hatte. Ein Auto fahren konnte er bis zu diesem Zeitpunkt auch nicht. Er würde es lernen, indem er seinem Teamkollegen zuschaute: dem Armee-Ingenieur Hans Knape und dem Motorradfahrer Ernest Maas. Der Protos war eine Sonderanfertigung extra für dieses Rennen.
George Schuster und „Monty“ Roberts, USA – Das Automobil Thomas Flyer Modell 35, 4-Zylinder
Als Angestellter der Thomas Automobile Factory in Buffalo wurde Schuster als Mechaniker für das amerikanische Team, den Thomas Flyer, eingesetzt. Im Gegensatz zu allen anderen Teilnehmern, die sich aktiv für die Teilnahme einsetzten, machte Schuster einfach nur seine Arbeit. Er hatte seit der Jahrhundertwende mit Automobilen gearbeitet und sich mit der Firma Thomas zum Chef-Straßentester hochgearbeitet, der sein Gehalt für die Dauer des Rennens auf fünfzig Dollar pro Woche verdoppelte. Aber Schuster verstand auch, dass seine Aufgabe im Rennen darin bestand, zu gewinnen! In San Francisco übernahm er die Leitung des Thomas Flyer bis zum Ende des Rennens. Das Auto war ein 60-PS Standard-Tourenwagen mit 3 zusätzlichen Tanks und einem einfachen Cabrioverdeck aus Segeltuch. Der Wagen hatte weder Heizung noch Windschutzscheibe.
“Baron” Charles Godard, Arthur Hue und Maurice Livier, Frankreich – Das Automobil Moto-Bloc, 4-Zylinder
Der Franzose Charles Godard, der den Moto-Bloc fuhr hatte als einziger Teilnehmer einige Erfahrung mit verrückten Autorennen. Er nahm bereits 1907 am Rennen von Peking nach Paris teil, ohne jemals zuvor ein Auto gefahren zu haben. Er stellte dabei einen Ausdauerrekord auf, indem er 24 Stunden lang nonstop im Alleingang fuhr.
Das Teilnehmerfeld wurde komplettiert durch ein weiteres französisches Team, über das jedoch nicht viel bekannt ist.
Auguste Pons, Maurice Berthe und Lucien Dechamps, Frankreich, Auto: Sizaire-Naudin 1-Zylinder
Der Wettbewerb wurde von der französischen Zeitung Le Matin und der New York Times gesponsort. Der Gewinn: ein für damalige Verhälntnisse ernormes Preisgeld von 1.400 Pfund Sterling und der Beweis, dass man Unmögliches schaffen kann.
Reporter Skipper Williams und George MacAdam
Von der ganzen Welt aufmerksam verfolgt, war das „Große Rennen“ auf der Titelseiten der Zeitungen. Jemand musste Geschichten an die Sponsoren der Veranstaltung, Le Matin und The New York Times, und an den Rest der Welt schicken. Die Reporter für die Times, Williams und MacAdam wurden beauftragt, im Thomas Flyer mitzufahren. Williams berichtete über das Rennen quer durch Amerika und MacAdam übernahm in Seattle. Ihre Geschichten waren die einzige Verbindung, die die meisten Menschen zum Großen Rennen von 1908 hatten.
Die Streckenführung
Die vorgeschlagene Route sollte die Fahrer quer durch die Vereinigten Staaten führen, auch durch Gebiete mit sehr wenigen asphaltierten Straßen, dann Richtung Norden durch Kanada. Als Nächstes folgte eine Linkskurve in Alaska, das die Fahrer durchqueren sollten, um zur Beringstraße zu gelangen, die die amerikanische von der russischen Wildnis trennte. Die Organisatoren des Rennens starteten das Rennen mitten im Winter in der Hoffnung, dass die Beringstraße zugefroren sein würde. Dann führte die Strecke weiter durch Sibirien, das niemand zuvor mit dem Auto bereist hatte, bevor es in die letzte Etappe ging: Moskau, St. Petersburg, Berlin und Paris – insgesamt 22.000 Meilen. Und das in einer Zeit, in der das Pferd als zuverlässiger galt als Automobile.
Das öffentliche Interesse war gewaltig. Am Start am 12.02.1908 säumten eine Viertelmillion Menschen den Broadway bis in das nördlichste Harlem, um einen Blick auf die Teams und die Autos zu werfen.
August Pons, Fahrer des französischen Sizaire-Naudin, fiel nach nur 96 Meilen mit einem gebrochenen Differential aus. Der De-Dion, der Züst und der Thomas Flyer übernahmen schnell die Führung, während die Protos und der Moto-Bloc das Schlusslicht bildeten. Schon bald mussten sich die Autos in einer Reihe durch tiefen Schnee kämpfen. Immer wieder bleiben die Autos im Schnee und Schlamm stecken und mussten ein ums andere Mal von Pferdefuhrwerken herausgezogen werden. Um 5 Uhr morgens standen die Fahrer für gewöhnlich auf und fuhren bis 20 Uhr, während die Mechaniker bis Mitternacht an den Autos herumbastelten, um Schäden im Fahrgestell zu reparieren und die Kühler zu entleeren, damit sie nicht einfroren.
Die Teams trafen zunächst die Vereinbarung, zusammen zu fahren und alle fünf Stunden die Führung zu wechseln. Aber dieser Geist der Zusammenarbeit löste sich schnell auf. Die Feindseligkeit nahm zu, als sie durch den schneebedeckten Mittleren Westen zogen, wobei die Italiener die Amerikaner beschuldigten, mit Hilfe von Eisenbahnschienen und einer Straßenbahn zu betrügen.
In Indiana ärgerten sich die Teams Moto-Bloc und Protos über die Tatsache, dass sie erhebliche Summen für die Hilfe von Pferden und Männern zahlen mussten, während dem amerikanischen Team von Thomas Flyer kostenlos von Freiwilligen geholfen wurde. Ein Kampf spitze sich zu.
Am 8. März – knapp ein Monat nach dem Start in new York – führte der Thomas Flyer in Colorado, und reiste mit einem neuen Passagier: Hans Hendrick Hansen. Der Norweger hatte das Team von St. Chaffray’s nach einem Streit verlassen. Währenddessen war der Züst in Omaha, der De Dion in Cedar Rapids, Iowa, der Moto-Bloc in Maple Park, Illinois und der Protos etwas zurückliegend in Genf, Illinois. “Baron” Charles Godard mit dem Moto-Bloc verlor in den Farmfeldern von Iowa enorm viel Zeit und gab als zweiter Teilnehmer schließlich auf.
“Quit race, sell car and come home.”
Dieses Telegramm erreichte Charles Godard, den Fahrer des französischen Moto-Bloc Autos.
Der Thomas Flyer kam in der dritten Märzwoche in San Francisco an, 900 Meilen vor seinem engsten Konkurrenten, dem Züst. Die Amerikaner bereiteten sich darauf vor, den Flyer auf einem Frachter nach Seattle zu verschiffen. Nach einer zweitägigen Reise dorthin sollte er auf ein Frachtschiff nach Valdez, Alaska, umgeladen werden.
Am Mittwoch, dem 8. April, berührte der Flyer Alaskas Boden. Das Begrüßungskomitee bestand aus der gesamten Bevölkerung von Valdez, von denen nur wenige jemals ein Auto gesehen hatten. Schuster kam nach seiner Untersuchung des Valdez-Fairbanks Trails in einem Einspänner-Schlitten zu dem Schluss, dass die einzige Möglichkeit, Alaska in einem Auto zu durchqueren, darin bestünde, es zu zerlegen und die Teile mit Hundeschlitten zu verschicken. Das Pariser Rennkomitee gab die Idee der Durchquerung von Alaska und der Beringstraße auf und wies die Amerikaner an, nach Seattle zurückzukehren.
Der neue Plan sah vor, dass die Autos mit dem Schiff nach Wladiwostok übersetzen und von dort nach Paris fahren sollten. Während die Amerikaner noch auf See waren, trafen ihre Konkurrenten, auch das immer wieder in Schwierigkeiten geratene Protos-Team, in Seattle ein und setzten die Segel nach Russland. Dann verloren die Amerikaner zusätzlich Zeit, um ihre russischen Visa in Ordnung zu bringen. Der Flyer war als erster an der Pazifikküste angekommen, aber er war nun der letzte, der das Land verließ, einige Wochen hinter der Konkurrenz.
Die italienischen und französischen Teams waren gerade dabei, sich durch Japan zu kämpfen, als die Rennleitung eine weitere Entscheidung traf. In Anerkennung der Zeit, die der Flyer auf dem Umweg über Alaska verloren hatte, wurde dem amerikanischen Team eine zusätzliche Frist von 15 Tagen eingeräumt – was im Wesentlichen bedeutete, dass die Züst und die De Dion den Flyer bei der Ankunft in Paris um zwei Wochen schlagen und trotzdem verlieren konnten. Das Protos-Team wurde zusätzlich mit 15 Tagen Strafe belegt, weil sie ein Stück den Zug nach Seattle genommen hatten.
In Russland gab es eine erneute Überraschung: Den Rennfahrern ernst geraten, aufzugeben und die Transsibirische Eisenbahn zu nehmen. Die Russen warnten die Teams „Sie werden auf der Straße auf chinesische Räuber, mandschurische Tiger, Fieber, Pest, Seuchen, Hungersnot – ganz zu schweigen vom Schlamm nach drei Monaten Regen, heuschreckengroßen Moskitos und anderen ähnlichen Gefahren ausgesetzt werden.“ Die verbliebenen Teams beschlossen daraufhin, wieder zusammen zu starten und ein Stück gemeinsam zu fahren.
Das französische Team von St. Chaffray musste auf Drängen seines Sponsors, dem Marquis Jules-Albert de Dion, aufgeben. Den Benzinvorrat, den er vorher heimlich aufgekauft hatte, übergab er an das italienische Team. Schuster vom Fyler-Team schäumte vor Wut. In ganz Wladiwostock war nun kein Benzin mehr zu bekommen.
In der Mitte Russlands bei Perm lag das deutsche Protos-Team in Front vor dem Thomas Flyer. Es gab ein Problem: Schuster verirrte sich immer wieder. Die Russen konnten keine Handzeichen verstehen und die Amerikaner kein Russisch. Eine falsche Abbiegung kostete die Amerikaner 15 Stunden. Schlimmer noch: Der Flyer versank in einem Schlammloch und musste einen Tag lang repariert werden. Schuster erfuhr, dass Leutnant Köppen noch am selben Tag St. Petersburg verlassen hatte und auf dem Weg war, sich einen Vorsprung von drei Tagen zu sichern. Die Italiener lagen hingegen noch 3.000 Meilen zurück.
Am Sonntag, dem 26. Juli, fünfeinhalb Monate und 21.933 Meilen vom Start am Times Square entfernt, kam Leutnant Köppen in Paris an und fuhr auf seinem Protos langsam den Boulevard Poissonniere hinunter. Eine Delegation von Le Matin-Redakteuren begrüßte ihn mit verhaltenem Enthusiasmus und servierte ihm bei seinem Empfang ein kaltes Buffet. Zur gleichen Zeit frühstückte Schuster im Kaiserlichen Automobilclub Berlin, wo ihm mehrere Personen höflich zu seinem guten Auftritt gratulierten. Er machte sich nicht die Mühe, zu erklären, dass dem Protos-Team schließlich zwei Wochen abgezogen wurden, da sie illiegalerweise den Zug im amerikanischen Westen benutzt hatten. Zusätzlich waren dem Thomas Flyer-Team zwei zusätzliche Wochen für den Versuch der Reise nach Alaska zugestanden wurden. Schuster hatte also noch einen Monat Zeit, um nach Paris zu kommen und das Rennen noch zu gewinnen.
Und so kam es auch. Schuster und seine Crew kamen am 30. Juli an, der Flyer bahnte sich am Abend seinen Weg durch die Reihen der beleuchteten Cafés von Paris, die Menge rief voller Begeisterung: “Vive le car Americain! Sie fuhren in Richtung Place de l’Opéra, wo vor dem Café de la Paiz ein Gendarm den Wagen anhielt. “Sie sind verhaftet”, erklärte er. “Sie haben kein Licht an Ihrem Wagen.” Eine Gruppe Amerikaner eilte aus dem Café und versuchte den Sachverhalt zu erklären, aber der Offizier winkte sie ab. Gesetz war Gesetz: Ein Auto musste einen Scheinwerfer haben, um nachts auf den Straßen von Paris fahren zu können, oder der Fahrer musste unter Arrest gestellt werden. Ein schnell denkender Mann auf einem Fahrrad fuhr auf das Auto zu, sprang ab und deponierte sein Fahrrad, das einen Scheinwerfer hatte, in dem Flyer neben Schuster. Problem gelöst. Der Gendarm trat zur Seite.
Nachdem die Lobeshymnen verklungen und alle Sieger-Partys beendet waren, kehrte Schuster an seinen Arbeitsplatz in der Thomas-Fabrik zurück, wo ihm eine Anstellung auf Lebenszeit versprochen wurde, solange das Unternehmen im Geschäft war. Der Sieg des Thomas Flyer kurbelte die Verkäufe der Thomas Automobile Company kurzzeitig an, doch mechanische Fehler in den nachfolgenden Modellen brachten das Unternehmen ins Verderben. 1913 ging die Thomas Company in Konkurs, und alle ihre Waren wurden versteigert. Mit Losnummer 1829 wurde der Sieger-Wagen als “Berühmter New York nach Paris Rennwagen” aufgeführt. Der Wagen wurde Jahrzehnte später schließlich unter Aufsicht von George Schuster restauriert und ist im National Automobile Museum in Nevada ausgestellt.
Die Geschichte diente Hollywood als Vorlage für den Kinofilm „The Great Race“ von 1965 mit Jack Lemmon, Peter Falk, Tony Curtis und Natalie Wood in den Hauptrollen.
Hat diese spannende Geschichte auch bei Ihnen das Nostalige-Fieber geweckt?
Die besten Fotos sind in meinem Online-Shop als Wandbilder erhältlich und im neuen neuen Kalender „The Great Race New York to Paris 1908“.
Im Artikel verwendete Quellen und weiterführende Informationen:
- https://www.loc.gov/item/2005682102/
- https://fr.wikipedia.org/wiki/New_York-Paris_1908
- https://en.wikipedia.org/wiki/1908_New_York_to_Paris_Race
- https://mashable.com/2016/11/26/new-york-paris-auto-race/?europe=true
- https://www.smithsonianmag.com/history/paris-or-bust-the-great-new-york-to-paris-auto-race-of-1908-116784616/
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„Lass uns Träumen vom Süden“ ist der Titel eines der neuen Kalender in meiner Kollektion für 2021. Geht es Ihnen auch so, wie mir? Die Sehnsucht neue Orte zu erkunden ist ungebrochen, aber das Reisen hat in Zeiten von Beschränkungen nicht mehr die Unbeschwertheit und Spontanität, wie wir dies gewohnt sind. Mein Tipp: Verreisen Sie mal mit Ihren Gedanken. Fühlen Sie sich zurück an die Lieblingsplätze Ihres letzten Urlaubs, lassen Sie ihre Freude, Gefühle und Erinnerungen wach werden. Oder Sie träumen sich bereits an ihr nächstes Sehnsuchtsziel beim Betrachten der herrlichen Motive.
Mit den neuen Kalendern „Lass uns Träumen vom Süden“, „Licht der Provence“ oder “Sylter Friesenhäuser” nehme ich Sie mit auf meine wundervollen Reisen. Erleben Sie großartige Landschaften, Naturmotive oder romantische Dörfer mit historischen Häusern. Entdecken Sie unsere wunderschöne Welt durch meine Kalender. Ich lade Sie ein, reisen Sie mit.
In diesem Katalog stelle ich Ihnen das 63 Titel umfassende Gesamtprogramm meiner Kalender für das Jahr 2021 vor. Sie können den Katalog hier als PDF herunterladen oder gleich online lesen über ISSUU.
Die neu ins Programm aufgenommen Titel möchte ich Ihnen hier gerne besonders vorstellen:
Die Farben und das Licht Provence haben mich schon lange begeistert. Umso mehr freue ich mich, dass ich nun im neuen Kalender „Provence im Licht 2021“ meine Faszination mit Ihnen teilen kann. Der Zauber und die Farben Südfrankreichs. Was macht die große Faszination der Provence aus, die schon berühmte Maler wie van Gogh oder Cezanne hierher lockte? Es sind nicht weltberühmte Sehenswürdigkeiten oder Bauwerke. Es ist das besondere, intensive, klare Licht, das die Farben zum Strahlen bringt. Das leuchtende Rot der Mohnblumenfelder; das Gelb, Orange und Ocker, in dem die Häuser gestrichen sind; das Lila der Lavendels, in das im Sommer ganze Landstriche getaucht sind. Und über allem spannt sich ein azurblauer, vom Mistral wolkenfrei gefegter Himmel. Dieser wunderschöne Kalender lässt Sie träumen von der Provence – der Landschaft des Lichts.
Für den Kalender „Lass uns Träumen vom Süden“ habe ich meine schönsten Fotos aus Spanien, Italien, Frankreich und Griechenland zusammengestellt. Mediterranes Urlaubsgefühl für das ganze Jahr. In Gedanken sind wir schon dort, in unseren Sehnsuchtsorten am Mittelmeer: Die Häuser sind in warmen, kräftigen Farben gestrichen, die Eingänge umrankt von Bougainvillea und wildem Wein. Die Grillen zirpen und es duftet nach Lavendel und Rosen. Dieser wunderschöne Kalender mit sonnigen und strahlenden Motiven sorgt das ganze Jahr für ein mediterranes Urlaubsgefühl. Träumen wir uns in den Süden.
Die Insel Sylt ist nicht nur die beliebteste deutsche Ferieninsel, sondern gehört auch zu meinen persönlichen Favoriten unter den Reisezielen. Entdecken Sie die schönsten Reetdachhäuser der beliebten nordfriesischen Insel. Dieser wunderschöne Kalender präsentiert eine Besonderheit, die man nur in Nordfriesland findet: Friesenhäuser. Viele dieser architektonischen Kleinode sieht man auf Sylt im idyllischen Dorf Keitum. Die ehemaligen Kapitänshäuser und Bauernhöfe stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Liebevoll renoviert strahlen sie friesische Gemütlichkeit aus. Umgeben sind die schönen Höfe von üppigen Gärten und den typischen Friesenwällen aus runden Findlingen. Den vollständigen Artikel über die Sylter Friesenhäuser können Sie hier nachlesen.
Für die GOLD-Edition hat der CALVENDO Verlag besonders hochwertige Kalender ausgezeichnet. Mein neuer Kalender „Bad Homburg – Perle im Hochtaunus“ wurde mit der GOLD-Edition und mit dem Sonderpreis „Regionalkalender des Jahres“ ausgezeichnet. Sie erkennen die prämierten Kalender im Katalog übrigens am GOLD-Edition-Logo.
Ich lade Sie ein: Gehen Sie mit mir auf die Reise!
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Fine Art America is the world’s largest provider of individual wall art. I am pleased to be a part of the worldwide artist community. Fine Art America is known for its high quality standards.
I would like to show you some of my works I have now on Fina Art America and the places behind. I start with special famous places in Germany.
Castle Neuschwanstein and the Bavarian Alps
Who does not know the world famous castle of Ludwig II? It is probably the most internationally known sight in Germany. Neuschwanstein is one of the Bavarian royal castles. It is located at the edge of the Bavarian Alps near Fuessen.
Although it looks like a medieval castle, it was only built between 1868 and 1892. It is often called a fairy tale castle, because it was Disney’s inspiration for Cinderella’s castle. King Ludwig II never wanted to open the castle to the public, but rather to create a retreat with grottos and a theater, where performances would take place just for him. When the king died in 1886, Neuschwanstein was not finished. Six weeks after his death it was opened to visitors. With the entrance fees a part of the credits was paid. Even more fascinating than the interior of Neuschwanstein Castle is its majestic location embedded in the Bavarian mountains – it could hardly be more romantic and majestic.
I visited Neuschwanstein in winter. The weather was perfect. The day before it had snowed heavily all day, but the next morning it was sunny and clear. Already the drive to the castle was breathtaking. The trees of the avenue were covered with hoarfrost glittering in the sun. At the foot of the mighty mountains of the Ammergebirge lies the castle a truly magical sight.
I could see how wonderfully the castle lies in the midst of the magnificent mountain world when I took the Tegelbergbahn. The photo was taken shortly before sunset from the cabin of the cable car. On the right side of the picture you can see Hohenschwangau Castle, another castle of King Ludwig II.
Right next to Neuschwanstein Castle there are other fantastic sights. The Alpsee is a true pearl of nature. It is surrounded on three sides by mountains and its water is wonderfully pure and clear. The lake is considered one of the cleanest lakes in Germany. Although the mountain lake is located almost directly next to the much visited royal castles, it is a place of silence. I had the luck to be here on a wonderful winter afternoon. It had snowed fresh the day before, the water was calm and smooth as a mirror and the low sun made the lake shine.
Also within sight of the Royal Castle is one of the most beautiful baroque churches in Bavaria. Sankt Coloman was an Irish pilgrim around the year 1,000. According to an old tradition, he is said to have stopped on his pilgrimage to Jerusalem at the exact spot where the church of St. Colomans now stands.
The church was built in its present form in the 17th century. It is particularly typical for a baroque pilgrimage church in Upper Bavaria. What I also find particularly beautiful about St. Coloman is its location in the open countryside in the middle of Bavaria’s magnificent mountain world.
Eberbach Monastery in the Rheingau
The cistercian monastery of Eberbach is certainly one of the most important medieval buildings in Germany and belongs to the town of Eltville on the Rhine. It is situated at the uppermost edge of the vineyards of the Rheingau.
Eberbach monastery was founded in 1136. The Romanesque church was built a few years later, so the church is almost 900 years old. 200 monks of the Cistercian order lived and worked here. Today it is a museum. Eberbach Monastery was included in the UNESCO World Heritage List.
I like to come here early on weekdays. Fortunately the monastery is only 50 km away from my home in the Taunus Mountains. This historical place really has a very special atmosphere. The monastery is embedded in a narrow, green valley, surrounded by forest on three sides.
In the morning directly after the opening there are usually only few visitors. Then it is a beautiful, quiet place full of magic. I am glad that you can visit the monastery buildings freely without a guide. Before I take pictures, I like to let the places affect me to feel their special atmosphere. Of course this is only possible as long as there are not too many other people.
When the big glass windows of the church shine the morning light, one feels the sublimity of this simple but great building. The church has wonderful acoustics. Also in the other buildings one feels the breath of history. Eberbach monastery was the film set for the famous movie “The Name of the Rose” with Sean Connery.
Particularly fascinating is also the ancient vaulted wine cellar with the huge old barrels and candles. The cellar houses some of the oldest and most expensive bottled wines in Germany.
Some more images from Fine Art America of beautiful Bavaria:
These images you see in this article any many more are now available at my portfolio on Fine Art America.
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Moin, Moin – so begrüßt man sich auf Sylt nicht nur morgens, sondern den ganzen Tag. Das habe ich unter anderem gelernt, als ich in den Letzen drei Jahren für ein neues Foto-Projekt für den Harenberg Verlag öfters auf der schönen norddeutschen Insel unterwegs war.
Sylt ist berühmt für seine wunderschönen, kilometerlangen Strände mit weißen Sanddünen. Die bequemen weißen Strandkörbe sind in großer Zahl am Strand verteilt. Die rot-weiß geringelten Leuchttürme sind weithin bekannt und beliebte Fotomotive.
Mich hat darüber hinaus aber noch eine andere Besonderheit fasziniert, die Sie nur hier in Nordfriesland finden: die typischen Friesenhäuser.
Viele dieser architektonischen Kleinode sieht man auf Sylt im idyllischen Dorf Keitum. Die ehemaligen Kapitänshäuser und Bauernhöfe stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Liebevoll renoviert strahlen sie eine ursprüngliche friesische Gemütlichkeit aus. Umgeben sind die schönen Höfe von üppigen Gärten und den typischen Friesenwällen aus runden Steinen, Findlinge genannt. Mir haben die Friesenhäuser so gut gefallen, dass ich einen eigenen Kalender “Sylter Friesenhäuser” veröffentlicht habe. Auch die lebendige Geschichte und die Besonderheiten der Friesenhäuser möchte ich Ihnen hier vorstellen.
Sylt war keineswegs immer eine noble oder wohlhabende Insel. Im 17. Jahrhundert lebten in Friesland und auf den nordfriesischen Inseln Bauern und Fischer, die ein kärgliches Auskommen hatten. Die wirtschaftliche Lage verschlechterte sich besonders 1634 durch die große Sturmflut, „Groote Mandränke“ genannt. Die Flut hatte weite Gebiete Nordfrieslands für immer im Meer versinken lassen. Viele Ackerflächen waren danach verschlammt und versalzen. Von da an mussten viele Männer von den Inseln Sylt, Föhr und Amrum oft für ein halbes Jahr ihre Heimat verlassen, um auf Walfangschiffen anzuheuern, die im Eismeer auf Beute aus waren.
Ich muss zugeben, das Thema Walfang ist mir ausgesprochen unsympathisch, aber ich habe auch Verständnis für die Leute damals. Der Walfang war meistens die einzige Hoffnung auf einen anständigen Lohn.
Die tüchtigen Friesen waren gute Seeleute und stiegen schließlich in höhere Positionen auf, wie Kapitän, Steuermann oder Harpunier. Zu Wohlstand gekommen konnten sich viele Kapitäne im 17. und 18. Jahrhundert stattliche Häuser auf ihren Heimatinseln bauen. Deshalb nennt man diese schönen Friesenhäuser häufig auch „Kapitänshäuser“. Viele davon wurden im Dorf Keitum auf der Insel Sylt gebaut, dieses Dorf konnte somit als einziges einen gewissen Wohlstand erlangen. Keitum war mit den Kapitänshäusern und seinen breiten Allen aus Kastanien, Linden oder Buchen damals der Hauptort auf Sylt. Westerland gewann erst mit Einsetzen des Fremdenverkehrs in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an Bedeutung.
Was macht aber nun ein Friesenhaus so besonders? Ich finde die Häuser wirken in ihren Proportionen ausgesprochen harmonisch und ausgewogen. Die Grundform ist ein langgezogenes Rechteck, aus Backsteinen gemauert und meistens weiß gestrichen. In der Mitte ist der Eingang in einem Zwerchgiebel (Zwerchgiebel = kurzes Giebelstück im 90 Grad Winkel zum Hauptgiebel angebracht). Die Häuser haben alle ein weit überstehendes Reetdach, was heute besonders edel wirkt, damals aber die übliche Bauweise darstellte. Die Dächer sind steil, hoch und fensterlos. Die Sprossenfenster und Türen sind in blau, grün oder weiß gestrichen.
In der Architektur nennt man die Friesenhäuer „Uthlandfriesische Häuser“. Dieser Haustyp ist beschränkt auf die „Uthlande“, also die Inseln, Halligen und Marschgebiete Nordfrieslands. Reetdachhäuser gibt es auch in anderen Regionen in Deutschland und Europa, wie an der Ostsee, im Schwarzwald oder am Plattensee in Ungarn. Aber nur die Friesenhäuser haben den charakteristischen Zwerchgiebel, der diesen Häusern sozusagen ihr „Gesicht“ gibt. Ich finde es beeindruckend, wie es Baumeister in früheren Zeiten intuitiv geschafft haben, praktischen Nutzen in Schönheit umzusetzen. Der eigentliche Zweck der Zwerchgiebels dient der Sicherheit, damit bei einem Feuer das brennende Reet des Daches nicht vor die Eingangstür rutscht, sondern durch den Giebel seitlich abgelenkt wird. So bleibt der Rettungsweg durch die Tür frei.
Die Häuser sind praktisch und stabil gebaut. So sind sie oft in Ost-West-Richtung gebaut, um den aus West kommenden Stürmen eine möglichst geringe Angriffsfläche zu bieten. Das Innere der Häuser wird durch ein massives Holzgerüst getragen, das auch starken Stürmen standhält. Das Konzept hat sich bewährt, so konnten viele Häuser die Jahrhunderte überstehen.
Ein weiteres architektonisches Merkmal der Friesenhäuser ist die „Klöntür“. Diese Türform sieht man aber heute nur noch vereinzelt. Die Klöntür ist horizontal in der Mitte zweigeteilt, so dass die obere Hälfte allein geöffnet werden kann, zum Beispiel um zu lüften. Die geschlossene untere Hälfte verhinderte, dass Kleinvieh, das rund ums Haus gehalten wurde, in die Stube gelangen konnte. Durch die halb geöffnete Tür konnten die Bewohner sehr gut mit den Nachbarn plaudern. Plaudern heißt auf Friesisch „Klönen“. Daher kommt der Name dieser Türart.
Die eine Seite des Hauses war stets dem Vieh und dem Stall vorbehalten. Auch die Kapitänshäuser waren stets gleichzeitig Bauernhöfe.
In Keitum, direkt an der Wattseite, gibt es zwei interessante Museen, in denen Sie auf Zeitreise gehen und Friesenhäuser auch von Innen bewundern können. Als Fotograf fand ich hier besonders eindrucksvolle Motive.
Das “Altfriesische Haus von 1640” ist eines der ältesten Kapitänshäuser der Insel. Ihm fehlt noch der später so charakteristische zentrale Zwerchgiebel. Das Besondere ist aber die komplett originale Einrichtung. Die niedrigen Räume mit den vielen historischen Alltagsgegenständen wirken so, als wären die Bewohner nur mal gerade rausgegangen. Beim Gang durch das Haus merkt man sofort, dass hier die wohlhabende Kapitänsfamilie lebte. Aufwändig geflieste und getäfelte Wände zeugen vom Wohlstand ihrer Besitzer und machen die Räume behaglich und lebendig.
Direkt neben dem Altfriesischen Haus liegt das Sylt-Museum. Die Bedeutung des Walfangs sticht dem Besucher gleich am Eingang deutlich ins Auge, durch die zwei mächtigen Wahlknochen und das Walskelett im Garten.
Sehr viele Friesen- und Kapitänshäuser zeigen uns nicht nur die eindrucksvolle Geschichte der Insel, sondern auch ihre Lebendigkeit. Die meisten Friesenhäuser stehen in Keitum. Aber in Morsum, List, Kampen oder Braderup finden Sie weitere architektonische Schätze dieser Art. Heute sind sie alle renoviert und haben neue Bewohner gefunden, die ihre Häuser ganz offensichtlich sehr schätzen. Die historischen Friesenhäuser mit ihren großen Grundstücken sind heute oft Millionen wert und auf dem Immobilienmarkt heiß begehrt. Als Fotograf beindruckte mich besonders bei vielen Häusern die wundervolle Gartengestaltung. Die Gärten der Friesenhäuser auf Sylt quellen über vor prächtigen Blumen, blühenden Büschen und Obstbäumen. Man sieht die Liebe und Sorgfalt, die ihre neuen Besitzer hier einbringen. Für viele wäre es ein Traum in einem solchen Haus zu leben.
Moderne Friesenhäuser – geht das überhaupt? Sylt ist beliebt und die Immobilienbranche boomt. Es wird viel gebaut und was mich besonders erfeut, auf eine traditionelle Bauweise. Die typischen Architekturmerkmale eines Friesenhauses müssen erfüllt sein: Ein steiler Spitzgiebel, der zentrale Zwerchgiebel, teilweise ist sogar ein Reetdach vorgeschrieben. Einige Kompromisse sind aber schon erlaubt. So darf man in die hohen Dächer auch Fenstergauben einbauen. Diese Fenster haben die historischen Friesenhäuser so nicht. Ich finde diese modernen Friesenhäuser wirklich gelungen.
Zum harmonischen Gesamteindruck der Häuser tragen auch die schon erwähnten prächtigen Gärten bei. Umgrenzt werden sie stets durch einen sogenannten „Friesenwall“. Friesenwälle sind niedrige sorgfältig aus runden Findlingssteinen gebaute Wälle. Der Grund für die Verwendung von Findlingssteinen war ehenmals der Mangel an Holz auf der Insel. Heute ist es aber Ehrensache für jeden Sylter einen Friesenwall zu haben. Meistens sind die Friesenwälle breit und in der Mitte mit Blumen bepflanzt. Die Narzissen, Hortensien oder Rosen leuchten und verschönern oft den Gesamtbild. Die hübschen Friesentore sind ebenfalls eine Besonderheit im Norden.
Wunderschön finde ich auch die Bäume, welche die Eingangswege mancher Kapitänshäuser flankieren. Mächtige Eichen, Linden oder Kastanien – oft so alt wie die Häuser selbst.
Gefallen Ihnen die Friesenhäuser auch so gut? Dann schauen Sie sich meinen neuen Kalender „Sylter Friesenhäuser“ näher an und tauchen Sie ein in die Welt dieser wunderschönen Insel mit seinen alten Friesenhäusern.
Im Artikel verwendete Quellen und weiterführende Informationen:
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„Auf in den Süden“ habe ich die neue Rubrik meines Wandbilder-Shops getauft.
Es hat mir großen Spaß gemacht die schönsten Bilder von meinen Reisen in den Mittelmeerraum zusammenzustellen. Natürlich habe ich dabei auch Fernweh bekommen und Lust wieder dorthin zu reisen. Zum Glück können wir dies auch wieder tun.
Bis dabei träumen wir uns in den Süden. Lassen Sie uns kurz zusammen träumen! Wie sieht ihr Sehnsuchtsort im Süden aus? Schließen Sie für eine halbe Minute die Augen. Welche Bilder, Gerüche, Erinnerungen kommen zu Ihnen?
So sieht mein „Arkadien“ (Der Traum vom irdischen Paradies) aus: Die Häuser sind weiß und in warmen, hellen Farben gestrichen, die Eingänge umrankt von Bougainvillea und wildem Wein. Die Grillen zirpen und es duftet nach Lavendel und Rosen. Von der Steilküste blicke ich auf ein azurblaues Meer, das in der Sonne glitzert.
Also jetzt gleich die Koffer packen und im Sommer wieder ans Mittelmeer fahren? Ist das problemlos möglich oder noch zu riskant? Sollen wir nicht besser noch ein paar Monate warten? Die Frage bewegt mich momentan wahrscheinlich genauso wie Sie. Ich tendiere dazu noch abzuwarten.
Ganz unabhängig von der aktuellen Situation gefallen mir als Fotograf die Mittelmeerländer Frankreich, Italien, oder Spanien ohnehin am besten in den Jahreszeiten Herbst, Winter und Frühling. Die Orte sind dann viel ruhiger, die Temperaturen angenehmer, das Licht ist klarer und die Farben strahlender.
Aus eigener Erfahrung kann meine Reiseziele aus Auf in den Süden in diesen Jahreszeiten empfehlen und möchte diese näher vorstellen:
- Capri im Früh-Herbst (September / Oktober)
- Mallorca im Januar oder Februar
- Provence im Mai
Die Serie beginne ich heute mit der kleinen italienischen Insel Capri.
Mondän – mit diesem Wort lässt sich das Lebensgefühl auf Mittelmeerinseln im azurblauen Golf von Neapel am besten in einem Wort zusammenfassen. Künstler und Schriftsteller entdeckten die Schönheit der italienischen Inseln schon Anfang des 20. Jahrhunderts, Filmstars und der internationale Jet-Set folgten Ihnen in den 1950er Jahren und begründeten den Ruf von Capri als edles Traumziel.
Ich muss zugeben, ich war vor der Reise nach Capri etwas skeptisch. Manche Orte, die einst als Sehnsuchtsziele galten, sind mittlerweile vom Massentourismus überrollt worden und haben sich kaum noch etwas von ihrem früheren Charme bewahren können.
Nicht so Capri – die Insel ist auch heute noch einfach wunderschön! Capri ist ein kleiner Felsen im azurblauen Meer. Die Küste ist überall steil und felsig, dadurch gibt es praktisch fast keine Stellen für Badeurlaub. Natürlich lebt die Insel vom Tourismus, aber im Herbst ist es schon ziemlich ruhig und wenn am späten Nachmittag die Tagestouristen zurück nach Neapel gefahren sind, hat man die Insel mit den Einheimischen und wenigen Übernachtungsgästen für sich.
Capri ist wirklich klein. Die Insel ist gerade einmal 10 km² groß und nur 14.000 Einwohner. Autos dürfen nicht mit auf die Insel gebracht werden – was für eine großartige Regel. Man braucht sie auch nicht. Es gibt nur zwei Orte auf der Insel: Capri Stadt und Anacapri. Beide Orten lassen sich bequem zu Fuß erkunden. Die Straßen sind auch oft so eng und kurvig, dass Autofahren überhaupt keinen Spaß machen würde. Zwischen Anacapri und Capri und zu entlegenen Plätzen verkehren kleine öffentliche Busse.
Ich empfehle 2 bis 4 Übernachtungen auf der Insel. Es gibt viel Lohnendes zu entdecken:
Wir beginnen unseren Rundgang in Anacapri, dem westlichen der beiden Orte. Ein großartiger Ort sich mit dem Gefühl der Insel vertraut zu machen ist die Villa San Michele. Es ist das Haus des schwedischen Arztes und Schriftstellers Axel Munthe aus dem späten 19. Jahrhundert. Ein wunderschöner Garten umgibt die Villa. Von den Kolonnaden ergeben sich atemberaubende Ausblicke auf das blaue Meer des Golf von Neapel. Früh aufstehen lohnt sich hier! Mit ein bisschen Glück hat man die Chance um 09:00 Uhr, wenn die Villa öffnet, die erste halbe Stunde Villa und Garten nahezu ungestört erkunden zu können.
In der Altstadt von Anacapri lohnt besonders die schöne barocke Kirche San Michele einen Besuch. Der Fußboden ist ein einziges Kunstwerk aus bemalten Majolika-Fliesen. Der Fussboden ist so empfindlich und wertvoll, dass er nicht betreten werden darf. Eine Wendeltreppe führt auf die Orgelempore, von der man einen schönen Überblick hat.
Der Monte Solaro ist mit 589 m der höchste Berg der Insel. Mit einem herrlich altmodischen 60er Jahre-Sessellift fährt man von der Piazza Vittoria hoch. Von hier bietet sich eine wirklich spektakuläre Aussicht auf die Insel, auf den Golf von Neapel und Salerno bis nach Ischia. Auf der Aussichtsterrasse deutet die majestätische Tiberus-Statue in Richtung Meer. Faszinierend ist auch der Blick auf die Faragloni-Felsengruppe.
Wer es in Anacapri ganz ruhig mag, wandert an der Westküste den ca. 5 km langen Küstenweg „Pfad der kleinen Festungen“. Der Pfad beginnt beim Punta Carena und schlängelt sich an der Westküste der Insel entlang und endet an der Blauen Grotte. Von hier aus fährt man per Linienbus zurück ins Zentrum von Anacapri. Ein ruhiger, schöner Platz, um den Sonnenuntergang zu genießen.
Die Blaue Grotte selbst habe ich mir gespart. Das war mir dann doch etwas zu touristisch durchorganisiert und fotografisch uninteressant. Am Punta Carena e Faro in einer pittoresken Bucht steht der große, rote Leuchtturm inmitten einer urtypischen Mittelmeer-Landschaft.
Die Lage von Capri Stadt auf einem Bergrücken könnte kaum hübscher sein. Um den Kern der Piazzetta gruppieren sich einladende, aber hochpreisige Cafés und Restaurants.
Das Schöne an Capri ist, dass man auf bequemen Wegen durch den Ort zu den schönsten Aussichtspunkten spazieren kann. Alles ist nicht weit entfernt. Einer meiner Lieblingsplätze mit Blick auf das azurblaue Meer und die Steilküste ist der Belvedere Tragara. Unten in der Bucht ankern Segelboote und teure Yachten.
Weiter führt der Weg an der Ostküste entlang zur eindrucksvollen Naturbrücke Arco Naturale. Unten am Meer liegt unübersehbar rot leuchtend die Villa Malaparte. Allein der Blick auf dieses ungewöhnliche Gebäude mit seiner spektakulären Freitreppe zur Dachterrasse lohnt diesen Spaziergang.
Der Blick vom Belvedere Punta Cannone auf die berühmten Faraglioni Felsen ist besonders abends kurz vor Sonnenuntergang überwältigend. Rot von der Abendsonne leuchten dann die über 100 m hohen Felsen im blauen Meer.
Von hier hat man auch einen interessanten Blick tief die Küste hinab auf die Via Krupp. Der Name klingt ungewöhnlich für Italien. Die Idee zum Bau dieses außergewöhnlichen Fußweges zum Marina Piccola stammt von dem deutschen Stahlindustriellen Krupp.
Mich hat Capri wirklich sehr fasziniert. Haben Sie auch Lust bekommen, wieder in den Süden zu reisen? Sie brauchen noch ein paar Anregungen oder ein neues schönes Bild für ihr zuhause? Dann schauen Sie doch mal vorbei in meinem Wandbilder Shop „Auf in den Süden“!
Zur Steigerung der Vorfreude kann auch den Kalender Sehnsuchtsinseln Capri und Ischia empfehlen.